Die Sichelzellpatientin Victoria Gray sagte dieses Jahr an einer Konferenz, dass sie sich seit der Gentherapie wie neu geboren fühle.
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"Crispr kann uns gegen den Klimawandel helfen"

Die Erfinderin der Genschere sagt, wie sich mit dem Werkzeug Erbkrankheiten gezielt behandeln lassen, aber auch, wie damit in Zukunft Kühe weniger Treibhausgase ausstossen könnten.

Frau Doudna, haben Sie geahnt, dass Sie für die Erfindung der Genschere Crispr/Cas9 eines Tages die höchste Auszeichnung der Wissenschaft erhalten würden?

Nein, das weiss man vorher nicht. Ich konnte es erst gar nicht glauben, als die Nachricht im Jahr 2020 mitten in der Pandemie kam. Gleichzeitig fühlte ich mich doppelt geehrt, denn als Biochemikerin war ich die erste Naturwissenschaftlerin in unserer Familie. Mein Vater arbeitete als Literaturprofessor und meine Mutter als Geschichtslehrerin. Es war auch ein sehr berührender und aussergewöhnlicher Moment, weil zwei Frauen gemeinsam den Nobelpreis für Chemie erhalten hatten. Die Fortschritte seit unserer Entdeckung im Jahr 2012 sind enorm vielfältig und überwältigend.

Dennoch gingen vor kurzem in den USA die sehr lukrativen Crispr-Patente an den Forscher Feng Zhang vom MIT in Cambridge. Ist das nicht sehr frustrierend?

Glücklicherweise hat der Patentstreit die weltweite Forschung nicht beeinträchtigt. In Labors auf der ganzen Welt wird mit Crispr gearbeitet, nicht nur in den Bereichen Gesundheit, Landwirtschaft, Klimawandel und synthetische Biologie, sondern auch in der Diagnostik zum Nachweis von Coronaviren und anderen Krankheitserregern. Wir haben die Patente für Europa erhalten, weil es dort darum geht, wer zuerst publiziert hat. Zusätzlich zu den mehr als 40 US-Patenten, die nicht von diesem Streit betroffen sind, wurden uns in über 30 Ländern weltweit Patente für grundlegende Cas9-Systeme erteilt, die von keinem US-Verfahren betroffen sind.

Gelangen Sie hier zum gesamten Interview.

Illustration: ETH Zürich / Francesco Schito

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